Als Künstlerin beschäftige ich mich seit über zwei Jahrzehnten intensiv mit einem Material, das auf den ersten Blick unscheinbar und alltäglich wirkt: dem Trinkhalm. Was für viele nur ein banaler Gegenstand des täglichen Gebrauchs ist, hat für mich eine ganz besondere Faszination entfaltet. Dieses einfache Stück Plastik, das so oft im Müll landet, ist für mich zu einem zentralen Element meiner künstlerischen Arbeit geworden. Durch seine Leichtigkeit und Fragilität eignet sich der Trinkhalm hervorragend, um im öffentlichen Raum neue ästhetische Möglichkeiten zu schaffen – obwohl er zugleich eine Herausforderung darstellt, da er Wind und Wetter ausgesetzt ist.
Auf der SCULPTOURA, dieser beeindruckenden Freiluftgalerie, die mittlerweile fest in der Region verankert ist, habe ich eine Stele aus eben diesen Trinkhalmen platziert. Diese Skulptur ist für mich weit mehr als nur ein farbenfrohes Kunstobjekt. Sie evoziert die Standhaftigkeit einer klassischen Säule, inspiriert von der Idee der "unendlichen Säule". Doch während traditionelle Säulen oft aus massivem Stein oder Metall gefertigt sind, ist meine Stele aus Plastikhalmen gebaut – ein spielerischer Kontrast zur klassischen Vorstellung von Dauerhaftigkeit und Beständigkeit. Mit ihren pop-art-bunten Farben ist sie auch eine Hommage an die Vergänglichkeit.
Was mir besonders wichtig ist: In meiner Arbeit geht es nicht nur um die ästhetische Wirkung. Ich stelle auch Fragen nach Umweltschutz, Konsum und Nachhaltigkeit. Trinkhalme, die mittlerweile von der EU verboten wurden, stehen symbolisch für unsere Wegwerfkultur. Doch ich möchte Plastik nicht verurteilen. Stattdessen geht es mir darum, ein Bewusstsein für das Potenzial dieses Materials zu schaffen und gleichzeitig zum Nachdenken über unseren Umgang damit anzuregen. Plastik ist ein faszinierendes Material, das in unserer Gesellschaft allgegenwärtig ist. Aber wie wir es verwenden, ist entscheidend.
Mit der Stele auf der SCULPTOURA möchte ich den Dialog zwischen Kunst und Natur, aber auch zwischen Konsum und Nachhaltigkeit fördern. Es geht darum, den Wert und die Möglichkeiten von vermeintlichen "Abfallmaterialien" neu zu entdecken und einen respektvollen Umgang mit Ressourcen zu fördern. Kunst und Natur stehen hier in einem spannenden Austausch, und ich hoffe, dass meine Arbeit den Betrachter dazu anregt, dieses Zusammenspiel bewusst wahrzunehmen.
Meine Installation ist auf dem Radweg in Höhe Ortseingang Schönaich von Waldenbuch aus zu finden.